Die Gestalt, in der uns Walt Whitman die „Grashalme“, sein dichterisches Lebenswerk, hinterlassen hat, ist die der 10. Auflage (1891, Philadelphia, bei McKay. — Die 11. Auflage ist, nach Whitmans Tod, bei Small, Maynard & Comp., Boston 1897, erschienen).
Die „Grashalme“ wuchsen sich im Laufe von Whitmans Leben von dem schmalen Bändchen der Erstausgabe allmählich zu dem starken Band der Ausgabe letzter Hand aus. Einzelne Gedichtkomplexe wurden zunächst in Einzelbroschüren unter besonderen Titeln, zum Teil mit Prosaaufsätzen vermischt, veröffenlicht und späterhin in die „Grashalme“ eingegliedert, wobei für W. keinerlei chronologische Gesichtspunkte maßgebend waren, da Plan und Geist seiner Dichtung von Anfang an der gleiche blieb und spätere Gedichte nur in die weiten Maschen dieses Planes eingewirkt wurden, so daß zum Beispiel Gesänge, die in der letzten Ausgabe mit vollem innerem Recht am Schluß stehen, wie etwa das „Lebwohl“, bereits aus seiner ersten Zeit, aus seinen vierziger Jahren stammen. Man kann übrigens nicht sagen, daß Whitman bei dieser Art von Kompilation immer eine glückliche Hand gehabt habe.
Die Erstausgabe erschien 1855 im Selbstverlag, Brooklyn, New York, 95 Seiten stark. Die zweite ebenfalls im Selbstverlag, New York 1856. 1860 folgte die 3. Auflage, die zum erstenmal einen Verleger fand, Thayer & Eldridge, Boston.
Während der Jahre des Sezessionskrieges, 1862—64, schrieb Whitman die „Drum-Taps“ („Trommelschläge“), die er 1865 als Sonderdruck im Selbstverlag, New York , und 1867 zusammen mit der 4. Auflage der „Grashalme“ (New York, Selbstverlag) veröffentlichte.
1871 gab er den Gesang „Passage to India“ („Durchfahrt nach Indien“) im Selbstverlag in Washington als Sonderdruck heraus, den er noch in demselben Jahre in die 5. Auflage der „Grashalme“ (Washington, Selbstverlag) aufnahm.
1872 folgte ein Bändchen Gedichte unter dem Titel „As a Strong Bird on Pinions free“ („Wie ein starker Vogel auf Schwingen frei“) ebenfalls im Selbstverlag, Washington.
med.00014.014.jpg1876 erschien die sechste, die Zentenarauflage der „Grashalme“ und ein aus Gedichten und Prosa gemischtes Bändchen „November-Boughs“ („Novemberzweige“; ebenda) und eine einbändige Gesamtausgabe „Complete Poems and Prose“, von Whitman selbst verlegt und vertrieben.
1889 folgte eine Taschenausgabe der „Grashalme“ in beschränkter Auflage als Geburtstagsgabe mit dem Anhang „Sands at Seventy“ (etwa „Augenblicke aus dem Leben eines Siebzigjährigen“).
1891, im Dezember, im Winter vor seinem Todesjahr, erschien als Sonderdruck „Good-bye my Fancy“ („Ade, Phantasie“), aus Gedichten und Prosa gemischt, das noch im gleichen Jahr als zweites Anhängsel in die 10. Auflage der „Grashalme“ aufgenommen wurde (McKay, Philadelphia).
Nach Whitmans Tod erschien im Jahre 1897 im Verlage Small, Maynard & Co. die vorerwähnte 11. Auflage, die als drittes und letztes Anhängsel die posthume kleine Sammlung „Old Age Echoes“ („Nachhall aus dem Alter“) enthielt.
Die gegenwärtigen Verhältnisse erlaubten es nicht, eine deutsche Gesamtausgabe des umfangreichen und auch durchaus nicht innerlich gleichwertigen Werkes zu veranstalten. Immerhin ist diese Neuausgabe meiner Übertragung um mehr als das Doppelte erweitert und darf den Anspruch erheben, nahezu alles Wesentliche zu enthalten. Trotz der durch die Auswahl entstehenden Lücken bin ich in der Anordnung der Gesänge der letzten Ausgabe gefolgt, nur habe ich ein Gedicht aus dem Annex „Ade, Phantasie“, das Gedicht „Groß ist das Sichtbare“, etwas vorgerückt, da die großen Schlußgesänge unbedingt an das Ende einer geschlossenen Ausgabe gehören.
H. R.
Vorbemerkung. . . . . . . . . . . . . . . | 1 |
Widmungen | |
Ich singe das Selbst. . . . . . . . . . . . | 3 |
Als ich in Schweigen sann. . . . . . . . . . . . . . | 3 |
An fremde Länder. . . . . . . . . . | 4 |
An einen Historiker. . . . . . . . . . | 4 |
An einen Sängerin. . . . . . . . . . . . | 4 |
Schließt eure Türen nicht. . . . . . . . . . . . . . | 5 |
Dichter der Zukunft. . . . . . . . . . . . . | 5 |
An Dich. . . . . . . . . . . . . | 5 |
Du Leser. . . | 5 |
Von Paumanok kommend. . . . . . . . . . . . . | 6 |
Gesang von mir selbst. . . . . . . . . . . . . . | 20 |
Kinder Adams | |
Zu dem Garten Welt. . . . . . . . . . . . . . . | 85 |
Aus schmerzhaft aufgestauten Strömen. . . . . . . . . . . . . . . . . . | 85 |
Ich singe den Leib, den elektrischen. . . . . . . . . . . . | 87 |
Ein Weib wartet auf mich. . . . . . . . . . . . . . . . | 96 |
Selbstherrliches Ich. . . . . . . . . . . . | 98 |
Eine Stunde rasender Lust. . . . . . . . . . . . | 100 |
Aus dem Gewühl des rollenden Ozeans. . . . . . . . . . . . | 101 |
Der ich von Äonen zu Äonen wiederkehre. . . . . . . . . . . . | 102 |
Wir zwei. . . . . . . . . . . . | 102 |
O Hymen! O Hymenäus. . . . . . . . . . . . | 103 |
Ich bin, der Schmerzen leidet. . . . . . . . . . . . | 103 |
Urgefühle. . . . . . . . . . . . | 103 |
Einst kam ich durch eine volkreiche Stadt. . . . . . . . . . . . | 104 |
Ich hörte euch, feierlich-süße Pfeifen der Orgel. . . . . . . . . . . . | 104 |
Wie Adam früh am Morgen. . . . . . . . . . . . | 105 |
Calamus | |
Auf unbegangenen Pfaden. . . . . . . . . . . . | 106 |
Duftendes Gras meiner Brust. . . . . . . . . . . . | 106 |
Wer Du auch seist, der mich jetzt in Händen hält. . . . . . . . . . . . | 108 |
Für Dich, o Demokratie. . . . . . . . . . . . | 110 |
Dies pflücke ich, singend im Frühling. . . . . . . . . . . . | 111 |
Die furchtbare Ungewißheit der Erscheinungen. . . . . . . . . . . . | 112 |
Die Grundlage aller Metaphysik. . . . . . . . . . . . | 113 |
Ihr, die ihr Kunde gebt von mir dereinst. . . . . . . . . . . . | 113 |
Als ich am Schlusse des Tages hörte. . . . . . . . . . . . | 114 |
Bist du der Neuling. . . . . . . . . . . . | 115 |
Wurzeln und Halme sind dies nur. . . . . . . . . . . . | 115 |
Keine Glut, aufflammend und verzehrend. . . . . . . . . . . . | 116 |
Rinnt, Tropfen. . . . . . . . . . . . | 116 |
An einen Fremden. . . . . . . . . . . . | 117 |
Wie ich hier sitze gedankenund sehnsuchtsvoll. . . . . . . . . . . . | 117 |
Ich höre, daß man mich anklagt. . . . . . . . . . . . | 118 |
Das Präriegras durchschreitend. . . . . . . . . . . . | 119 |
Wenn ich höre von dem Ruhm. . . . . . . . . . . . | 119 |
Hier meine zartesten Halme. . . . . . . . . . . . | 119 |
Keine arbeitsparende Maschine. . . . . . . . . . . . | 119 |
Ich träumte in einem Traum. . . . . . . . . . . . | 120 |
An einen Knaben aus dem Westen. . . . . . . . . . . . | 120 |
Fest verankert und ewig, o Liebe. . . . . . . . . . . . | 120 |
Dieser Schatten, mein Ebenbild. . . . . . . . . . . . | 120 |
Voll Leben jetzt. . . . . . . . . . . . | 121 |
Salut au Monde. . . . . . . . . . . . | 122 |
Auf der Brooklyn-Fähre. . . . . . . . . . . . | 132 |
Ein Gesang der Freuden. . . . . . . . . . . . | 138 |
Gesang vom Beil. . . . . . . . . . . . | 146 |
Gesang vom Rotholzbaum. . . . . . . . . . . . | 158 |
Ein Gesang von der rollenden Erde. . . . . . . . . . . . | 162 |
An Dich. . . . . . . . . . . . | 168 |
Seetrieb | |
Aus der ewig schaukelnden Wiege. . . . . . . . . . . . | 171 |
Tränen. . . . . . . . . . . . | 177 |
An den Fregattvogel. . . . . . . . . . . . | 178 |
Am Strande bei Nacht. . . . . . . . . . . . | 179 |
Ein Handspiegel. . . . . . . . . . . . | 181 |
Ich sitze und schaue aus. . . . . . . . . . . . | 181 |
Trommelschläge | |
Des Hundertjährigen Erzählung. . . . . . . . . . . . | 183 |
Bei des Biwaks flackernder Flamme. . . . . . . . . . . . | 188 |
Seltsame Wacht hielt ich im Feld eines Nachts. . . . . . . . . . . . | 188 |
Ein Marsch im Glied. . . . . . . . . . . . | 189 |
Ein Gesicht im Lager bei Tagesanbruch. . . . . . . . . . . . | 191 |
Der Wundpfleger. . . . . . . . . . . . | 191 |
Gib mir die strahlende, schweigende Sonne. . . . . . . . . . . . | 194 |
Nicht Jugend ist mein. . . . . . . . . . . . | 196 |
Sieh nieder, reiner Mond. . . . . . . . . . . . | 197 |
An einen Bürger. . . . . . . . . . . . | 197 |
Stehe, Siegerin auf den Gipfeln. . . . . . . . . . . . | 197 |
Andenken an Präsident Lincoln. . . . . . . . . . . . | 198 |
Beim Leichenhaus der Stadt. . . . . . . . . . . . | 207 |
Ihr Übeltäter vor Gericht. . . . . . . . . . . . | 208 |
An eine Straßendirne. . . . . . . . . . . . | 208 |
Was bin ich am Ende. . . . . . . . . . . . | 209 |
Durchfahrt nach Indien. . . . . . . . . . . . | 209 |
Gebet des Columbus. . . . . . . . . . . . | 219 |
Die Schläfer. . . . . . . . . . . . | 222 |
Geflüster vom himmlischen Tode | |
Wagst du nun, o Seele. . . . . . . . . . . . | 232 |
Geflüster vom himmlischen Tode. . . . . . . . . . . . | 232 |
Ich singe das gottschaffende Quadrat. . . . . . . . . . . . | 233 |
Von ihm, den ich liebe. . . . . . . . . . . . | 235 |
Nacht in der Prärie. . . . . . . . . . . . | 236 |
Nachdenklich und stockend. . . . . . . . . . . . | 237 |
Du Rund droben voll blendend. . . . . . . . . . . . | 238 |
Gesichter. . . . . . . . . . . . | 239 |
Excelsior. . . . . . . . . . . . | 243 |
Alte Kriegsträume. . . . . . . . . . . . | 244 |
Klare Mitternacht. . . . . . . . . . . . | 244 |
Asche von Kriegern. . . . . . . . . . . . | 244 |
Ich hörte die Allmutter. . . . . . . . . . . . | 246 |
Jugend, Tag, Alter und Nacht. . . . . . . . . . . . | 247 |
Groß ist das Sichtbare. . . . . . . . . . . . | 247 |
Gesang bei Sonnenuntergang. . . . . . . . . . . . | 248 |
Leb wohl!. . . . . . . . . . . . | 250 |